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Prater Chair

Prater Chair

Jeder Designer weiß, dass einmal der richtige Moment kommt einen Sessel zu entwerfen. Es gilt sich somit dieser einfach wirkenden, aber in Wirklichkeit sehr komplexen Herausforderung zu stellen. Bei Marco Dessí war das im Jahr 2008. Seine Idee war es, einen Stuhl aus einem einzigen Grundmaterial zu fertigen und zwar aus einer flachen Platte. Also aus einem zweidimensionalen Werkstoff ein dreidimensionales Möbelstück zu fertigen.

Die Wahl fiel auf Birkensperrholz, weil dieses sehr hart, steif und robust ist. Der Designer entwarf den Sessel unter dem Gesichtspunkt, die Einzelteile aus der Schichtholzplatte ausschneiden zu können, was ihm letztlich auch gelang. Nach dem Zusammenbauen wollte Dessí den Sitzkomfort noch weiter verbessern, indem der dem Sitz und Rücken einen leichten ergonomischen, sichelförmigen Schliff verpasste. Und genau dabei passierte das Unerwartete.

Durch diese Rundfräsung, wurden die einzelnen Schichtholzlagen durchdrungen bzw. freigelegt. Es entstand ein sog. "Moiré-Effekt", wie man ihn aus der Stoffproduktion kennt. Das Muster erinnert auch an die Holzmaserung bei Massivhölzern. Jedenfalls bekommt der Holzsessel durch diese Bearbeitung seinen unverwechselbaren Charakter und jedes Modell wird zum Unikat. Da das Atelier von Marco Dessi damals nahe des Praters gelegen war, nannte er seinen ersten Stuhl kurzerhand Prater Chair.

Er reichte seinen Sessel beim D3-Wettbewerb ein, der vom Rat für Formgebung in Deutschland ausgeschrieben wurde, kam in die Vorauswahl und wurde dadurch eingeladen seinen Prater Chair 2009 auf der Kölner Möbelmesse zu präsentieren. Dort wurde er von Richard Lampert entdeckt. Der Holzsessel faszinierte ihn auf den ersten Blick, man verstand sich und startete die Kooperation. Nach einigen Verbesserungen im Zuge der Serienproduktion kam der vielseitig einsetzbare Prater Chair noch im gleichen Jahr auf den Markt. Neben der naturbelassenen Variante gibt es auch gebeizte Ausführungen. 2012 wurde der Prater Chair in die “Wachsende Sammlung des 21. Jahrhunderts” vom Hofmobiliendepot, dem Möbel Museum Wien, aufgenommen.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen