107er

107er

Robert Stadler wurde im Herbst 2011 angesprochen für das Restaurant Corso in Paris einen Sessel zu entwerfen - ganz im Stil vom berühmten Kaffeehausstuhl Nr. 14, aber eben zeitgemäßer. Und am besten sollte Thonet diesen Sessel auch gleich produzieren. Robert Stadler überlegte zwei Mal, ob er sich an so einen Klassiker überhaupt heranwagen soll, beschloss aber die Herausforderung anzunehmen.

Der 14er war/ist bekanntlich ein Bugholzsessel. Heutzutage ist dieser Produktionsprozess in der Regel zu zeitaufwendig und zu kostenintensiv. Erster Ansatz von Stadler war es daher, die unter Dampf gebogenen, runden Holzteile, zunächst gedanklich, durch gerade Massiv- und Schichtholzteile zu ersetzen, die mit modernen CNC-Maschinen gefräst werden können.

Im nächsten Schritt hat der österreichische Designer geradlinige Achsen anhand der Konturen des 14er herausgearbeitet. Die sich ergebenen Überschneidungen führten zu den klaren Linien des neuen Sessels. Ein verstärkter Sitzrahmen in Verbindung mit der V-Schnittstelle bei der Hinterachse ermöglichten das Weglassen des Holzreifens unterhalb der Sitzfläche, der aus Stabilitätsgründen beim 14er noch unerlässlich war.

Die Lösung der neuen Rückenlehne löste Robert Stadler mit einem gebogenen Schichtholzteil. Die ursprünglichen separaten Rundstäbe verschmelzen sozusagen zu einer Einheit. Dieses Rückenschild wird mit plakativen Schrauben fest mit dem Gestell verbunden. Neben den klassischen Farben, gibt es auch einige bunte Beiztöne, die zusätzliche Frische bringen.

Aus unserer Sicht ist der Brückenschlag zwischen den beiden Generationen zu 100% gelungen. Beide Stühle haben "Thonet-DNA" und spiegeln die jeweiligen Produktionsmethoden ihrer Zeit wider. Einen Namen bzw. eine Nummer hat der Neue auch schon: Sessel 107, wobei er intern schon längst nur mehr 107er genannt wird, als würde es das Modell bereits seit Jahren geben.

Eine nette Hintergrundgeschichte erklärt übrigens, wie es zu dieser Nummer kam. Der Klassiker hat bei Thonet heute die Artikelnummer 214. Ausgehend vom weiteren Ziel der Rationalisierung und Kostenverminderung im Produktionsprozess hat Robert Stadler einfach die Hälfte von 214 herangezogen >> so ergab sich also die Zahl bzw. neue Artikelnummer 107!

Zuletzt sei noch erwähnt, dass der 107er sich nicht nur hervorragend für die Möblierung von Restaurants und Cafés eigenet, sondern auch im privaten Wohn- und Essbereich eine gute Figur macht.


© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen