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Achille Castiglioni

Achille Castiglioni

Achille ist der Jüngste der Castiglioni-Brüder. Alle drei haben mit Ihrem Wirken viel für das italienische Design geleistet. Wie seine Brüder Livio und Pier Giacomo studierte auch Achille an der Polytechnischen Universität in Mailand Architektur. 1938 gründeten Livio und Pier Giacomo ein Designbüro, Achille stieß 1944 dazu und verstärkte das familiäre Team.

Da zu dieser Zeit nur wenige Aufträge vergeben wurden haben sich die Brüder auf die Gestaltung von Objekten des täglichen Lebens konzentriert. Sie wurden rasch für Ihren schlichten, sachlichen Stil bekannt. 1952 beschloss Livio eigene Wege zu gehen und Zug um Zug avancierten die verbliebenen Brüder zum "dream-team" der italienischen Designszene.

Für Aufsehen erregten 1957 die Entwürfe des Hockers "Mezzadro" (ein auf einem Freischwinger-Untergestell montierten Traktorsitz) sowie der Stehhilfe "Sella" (ein Fahrradsitz auf einer Stange und Halbkugel fixiert), den Achille Castiglioni stets gerne beim Telefonieren benutzte, weil er dabei aktiv bleiben wollte. Die großen, nachhaltigen Erfolge erzielten Pier Giacomo und Achille aber mit Ihren Leuchten, die sie meist für Flos entwarfen. "Taccia" (1959), "Taraxacum" (1960), "Splügen Bräu" (1961) oder auch "Arco" und "Toio" (beide 1962). Das Jahr 1968 brachte den unerwarteten Tod von Pier Giacomo mit sich - ab diesem Zeitpunkt führte Achille das Büro alleine weiter.

Es folgten u. a. die Leuchten "Parentesi" (1970), "Lampadina" (1971), "Frisbi" (1978), "Stylos" (1984), sowie "Fucsia" (1996). Nahezu jeder Entwurf wurde zu einem Erfolg. Mit 80 Jahren entwarf Achille Castiglioni 1998 die Hängeleuchte "Diabolo" und bekam dafür erneut einen Compasso dOro. Insgesamt wurde ihm diese höchste Designauszeichnung Italiens neun Mal verliehen (und viele andere auch)!

Castiglioni war ein leidenschaftlicher Sammler von Gebrauchsgegenständen, die ihm im Alltag unterkamen und gefielen. Permanent arbeitete es in ihm, wie daraus neue Produkte entstehen können. Aus einer Super8-Filmrolle wurde z. B. ein Sockel für die Tischleuchte Parentesi, eine Laborflasche war Ideengeber für die Hängeleuchte Fuchsia, das beliebte Federspiel übertrug er als Zigarettenhalter in einem Aschenbecher, usw.

Typisch für Achille Castiglionis Entwürfe sind das spielerische Mittel der Zweckentfremdung und das Streben nach der minimalen Form. Funktionalität rangiert vor Ästhetik, ohne dass die schöne Form auf der Strecke bleibt. "So raffiniert und so einfach - das gefällt mir!", umschreibt Achille Castiglioni seine Designphilosophie. Das Schaffen von diesem talentierten Designer ist enorm groß und hat mit Sicherheit die nachfolgenden Generationen stark beeinflusst. Obwohl dieser Grandseigneur des Designs im Jahr 2002 von uns ging, seine Möbel und vor allem Leuchten bleiben zeitlos schön und werden noch vielen Menschen Freude bereiten.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen